5 wichtige Punkte, die Du vor der Anreise nach Deutschland wissen musst
Punkt 1
Erster sowie nach
meiner Meinung wichtigster Punkt betrifft das Versicherungssystem in
Deutschland. Vor der Anreise muss man sich Zeit nehmen und recherchieren,
welche Art der Versicherungen es in Deutschland gibt und welche genau für einen
passt. An dieser Stelle würde ich gern ein Zitat von einem Afghanen aus dem
Film „Mein Blinddate mit dem Leben“ anführen: „Hey, ich bin zwar nur ein
Afghane, aber ich bin in Deutschland und AOK versichert. Was will ich noch mehr?“
Aber wenn Sie wie ich z.B. durch Ihr Stipendium versichert werden, schenken Sie
bitte die Aufmerksamkeit den „Sätzen“ Ihrer Versicherung. Denn beim Besuch einer
Arztpraxis müssen Sie die Mitarbeitern der Praxis über folgende Spezifik informieren:
In der Regel werden die Stipendiaten Gruppenversichert, was niedrigere „Sätze“
vorsieht. Während die „Sätze“ der so genannten normalen Patienten den 2,3-fachen
Satz betragen, genießen die Stipendiaten ein 1,3-1,7 facher Satz. Warum ist es
wichtig, diese Tatsache zu verstehen? Am Anfang, als ich selbst mich nicht mit
diesen Sätzen auskannte, hatte ich immer Sorgen vor einem Arztbesuch, weil ich
mir immer die Frage stellte: Wird es meine Versicherung bezahlen oder muss ich
selbst die Kosten tragen? Deshalb ist mein erster Tipp: Widmen Sie bitte ein wenig
Zeit, um diese für uns Ausländer nicht so klare Sätze zu verstehen, dadurch
werden Sie zusätzliche Kosten vermeiden.
Punkt 2
Nach dem Sie alle Facetten
Ihrer Versicherung verstanden haben, sollen Sie ein Überblick über den Studienverlauf
in Deutschland sowie auch Ihrer Universität bekommen. Wo ist die Bibliothek
(ach, noch etwas: Bitte vergessen Sie nicht, dass die Bibliothek für die
kommenden Jahre Ihr neues Zuhause sein wird, deshalb ist es vor Studienbeginn wichtig,
zu verstehen, wie die Bibliothek Ihrer Uni arbeitet), welche Öffnungszeiten hat
die Mensa (Ihr zweites Zuhause), wo sind die Kopiergeräte, wie bezahlt man für
das Essen in der Mensa und das Kopieren, wie erreichen Sie Ihre Uni (zu Fuß,
mit dem Fahrrad, dem Bus oder doch der Bahn? Wobei die Bahn ... sollten Sie,
wenn möglich, vermeiden. Die Deutsche Bahn (DB) hat unter den Einheimischen
einen nicht so guten Ruf ;) ), welche Art der Prüfungen sollen Sie am Ende des
Semesters ablegen, welche Fächer sind Pflicht für Ihren Studiengang, wer ist
der Vorsitzende Ihres Studienganges usw. Diese Fragen haben in Wirklichkeit kein
Ende. Wenn ich mich zurück erinnere, fällt mir immer wieder ein, wie wir am
Anfang so durcheinander waren, eben wegen dieses neuen Systems für uns. Eine
Freundin und ich haben die „Herausforderungen“ in zwei Fragenbereiche eingeteilt:
Administrative Fragen sowie studiumsbezoge Fragen. Jede von uns hat dann die
eine oder andere Frage recherchiert und auf diese Weise haben wir einander
geholfen alles zu verstehen. Aber in der Regel bekommen die ausländischen
Studenten einen Tutor aus der Uni, der Sie mit dem System sowie mit dem Leben
bekannt macht. Nutzen Sie diese Möglichkeit, um alle Ihre Fragen beantwortet zu
bekommen. Auf jeden Fall versuchen Sie vor dem Anfang des Studiums soviel wie
möglich über den Prozess zu erfahren, es wird Ihnen während des Studiums
einiges an Zeit, Nerven und womöglich auch Geld sparen.
Punkt 3.
Ich werde oft gefragt,
wie man als Student arbeiten könnte, ob es irgend-welche Beschränkungen gibt
und wenn ja welche. Als Student kann man auf Mini-Job-Basis arbeiten. Das heißt,
während des Studiums dürfen Sie maximal im Monat 450 Euro verdienen sowie nicht
mehr als 52 Stunden. Während den Semesterferien können Sie mehr arbeiten sowie
auch mehr verdienen, aber insgesamt darf Ihr jährliches Einkommen nicht 8500
Euro überschreiten. Das besondere an dieser Regel liegt darin, dass es nicht versteuert
wird (Noch ein wichtiger Hinweis: Machen Sie sich auch mit den entsprechenden Regeln
des Arbeitsrechts vertraut). Wenn Sie aber mehr als 8500 im Jahr verdienen
werden, muss Ihr Gehalt versteuert werden. Natürlich gelten bei den
Stipendiaten andere Regelungen.
Punkt 4
So der nächste Aspekt
betrifft Ihr „Wohnterritorium“. Als Student können Sie aus verschiedenen
Wohnungsarten wählen. Es könnte ein Studentenwohnheim sein oder eine WG
(Wohngemeinschaft) oder auch eine kleine Wohnung für Sie sein. Hier kommt alles
auf die Stadt und den Preis an. Aber es gibt einige Feinheiten, die Sie vor der
Wahl der Wohnart wissen sollen. Da die meisten Studenten in einer WG wohnen, beginne
ich mit meiner Erfahrung, als ich in einer WG lebte. Was bedeuten diese zwei
Buchstaben? WG – Wohngemeinschaft: ist ein Haus bzw. eine Wohnung, das bzw. die
Sie mit anderen Studenten bewohnen. Es gibt 2er, 3er, 4er usw. WGs. In einer WG
werden Sie ein Zimmer für sich alleine haben, aber die Küche,das Bad sowie die
Toilette müssen mit anderen Mitbewohner geteilt werden. Genau so ein „Wohnterritorium“
kann man auch in Studentenwohnheimen antreffen. In solchen großen Städten wie
Berlin ist es sehr schwer und teuer eine kleine Wohnung für sich alleine zu
haben. Deshalb ist es sehr wichtig zu wissen, wie viele Studenten außer Ihnen in
einer WG leben werden (in Berlin hatte ich „das Vergnügen“ mit 15 Mitbewohnern
in einem Studentenwohnheim zu leben; der Vermieter hat darüber aber nichts
gesagt). Lassen Sie sich Fotos von dem Zimmer, von der Küche zukommen. Lieber
ein wenig pedantisch sein, als dann unter nicht passenden Bedingungen leben zu
müssen. Vor dem Unterschreiben des Vertrags nehmen Sie sich bitte Zeit und
lesen alle Punkte durch. Wenn etwas unklar ist, stellen Sie Fragen (wichtig ist
auch Aufmerksamkeit darauf zu schenken, wie viele Monate im Voraus Sie den
Vermieter über Ihren Umzug informieren müssen!), seien Sie bitte in diesem
Bereich nicht schüchtern.
Punkt 5
Der letzte Punkt handelt
von kleinen Feinheiten, die den Verkehr betreffen. Soweit ich weiß, gibt es in
jedem Bundesland ein System der Züge, das es ermöglicht günstig von einer Stadt
in die Andere - innerhalb dieses Bundeslandes - zu reisen. In Bayern heißt es BayernTicket,
in Berlin lautet es WochenendTicket. Diese Tickets können von bis zu 5 Menschen
benutzt werden. Ein sehr gutes Angebot, wenn Sie in der Gruppe mit Ihren
Freunden irgendwohin fahren wollen.
Ein weiterer Punkt betrifft
die Fahrt vom Haus zur Uni oder von einer Stadt zur Anderen. Denn wenn Sie kein
Ticket kaufen, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bestraft werden können.
Die Summe der Strafe beträgt im Allgemeinen 60 Euro. Ich schreibe „besteht die
Wahrscheinlichkeit“, weil in Deutschland die Schaffner nicht immer im Zug oder in
der S-Bahn sind. Es kann sein, dass die Schaffner als einfache Mitfahrer in den
Zug plötzlich einsteigen und die Tickets kontrollieren. Versuchen Sie bitte
auch nicht die Schaffner zu bestechen oder mit ihnen eine Diskussion zu
beginnen – Sie werden in jedem Fall verlieren. Zudem sollte angemerkt werden,
dass in fast jedem öffentlichen Transport versteckte Kameras sind, die alles
beobachten. Aber wenn Sie Ihr Monatsticket z.B. zu Hause vergessen haben, zeigen
Sie es am nächsten Tag am Schalter, wo Sie die Strafe bezahlen sollen, so
werden Sie nur 7 Euro zahlen.
Im Großen und Ganzen
genießen Sie den Prozess der Integration in einer neuen Kultur. Vergessen Sie
bitte dabei nicht, dass egal wohin Sie einreisen, bringen Sie immer Ihren
Koffer mit, der voll mit Ihrer Kultur und Mentalität ist, die Ihre
Persönlichkeit geprägt haben. In solchen Momenten bleiben Sie sich selbst treu,
aber vergessen Sie auch nicht Verständis, Respekt oder mindestens Toleranz
gegenüber der (neuen) Welt zu zeigen, in der Sie leben!
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