5 Fakten über Bukhara


Dieses Jahr war ich im Sommer für einen ganzen Monat in meinem Heimatland. Wieder einmal zu Hause seit zwei Jahren. Ich war so gesagt selbst eine Touristin, dort wo ich geboren bin. Obwohl dieses Thema nicht zu meinem Blog passt, möchte ich Euch dennoch über meine Heimatstadt und über die Gefühle, die ich damit verbinde, erzählen. Nun, für heute habe ich einige Punkte zusammengefasst, die meine Heimatstadt Bukhara ausmachen.


1.      Natürlich unsere Geschichte. Viel Geschichte. Kurz dazu: Die Stadt besteht aus zwei Teilen: Die alte Stadt und die moderne Stadt. Der alte Teil Bukharas bildet einen Bereich, der dem Eindruck nach mit dem restlichen Teil der Welt nichts zu tun zu haben scheint. Es kommt einem so vor, als befände man sich in einer anderen Zeit und Welt. Für viele ist genau dies der Grund, warum sie diese Stadt so sehr lieben. Bukhara ist eine der urältesten Städte der Welt (das Territorium ist ca. seit 5000 Jahren bewohnt und Bukhara selbst als Stadt soll über 2500 Jahre alt sein). Das merkt man an fast jeder Ecke der Stadt: Die Moderne und die Vergangenheit bilden eine so farbenreiche Mischung, dass man manchmal nicht weiß, in welchem Jahrhundert man gerade lebe. Diese ganze historische Atmosphäre wird durch das Verhalten, die Mentalität und den Lebensstil der Einheimischen gekrönt. Uralte Häuser; die längst vergessenen Moscheen; alte Straßen; Frauen in langen bunten Kleidern; die alten Opas mit ihrem langen Bart und Chapan; die Frauen, die auf dem Boden ihre Ware verkaufen; schöne junge Frauen mit langen schwarzen Haaren und dunklen Augen, … Jeder kennt die Geschichte der Stadt, fast jeder kennt seinen Stammbaum (bis zu 7 Generationen), jeder kann eine schöne Legende über etwas, was mit der Stadt, den Leuten, der Kultur und der Mentalität zu tun hat, erzählen. Die Stadt und die Leute sind wie Bücher, die man so sehr lesen will und mit jedem Schritt, den man beim Flanieren durch die Stadt, durch die Gespräche mit den Einheimischen verbringt, liest man neue und neue Kapitel des Buches mit dem Namen „Bukhara“.

2.      Wetter. Usbekistan hat ein kontinentales Klima, d.h. es gibt sehr kalte Winter und sehr heiße Sommer. Ende Juni, Anfang und Mitte Juli sind die wärmsten Monate in Bukhara (auch in Usbekistan). Ich würde den Entdeckern aus dem europäischen Raum nicht empfehlen, in diesen Monaten nach Zentralasien zu reisen. Die Hitze im Schatten kann von +50 bis +55 Grad Celsius betragen. Selbst die Einheimischen ertragen nur sehr schwer solche Temperaturen. Wenn Du einmal in der Sauna warst, stelle Dir vor, Deine Stadt wäre eine Sauna. Es reichen 20 Minuten in der Sonne am Mittag, um sexy gebräunt auszusehen. Die Einheimischen selbst aber finden dann Deine sexy Bräune nicht cool. Da schätzt man die helle Haut J . Wenn auf der Straße jemand zu Dir sagt: „Du bist aber sehr braun geworden“ meint er es bestimmt nicht als Kompliment, ein kleines Kulturgeheimnis. Der Winter ist wie gesagt sehr kalt. Wegen der Wüste schneit es in Bukhara nicht viel, es regnet auch dementsprechend wenig. Wenn meine Mutter nach Taschkent im Herbst oder Winter fährt und es dort mehr als in Bukhara regnet, ist sie sofort deprimiert. „Den ganzen Tag lang Regen, Regen“ beschwert sie sich sofort, woraufhin ich immer sage: „Du bist doch erst zwei Tage hier J “. Nun, im Winter kann es nachts bis zu -25 oder -30 Grad Celsius werden und am Tag -5 bis -10. Hinzu kommt ein starker Wind. Obwohl Du in der Stadt mit einem sehr dicken Schal, sehr guten Wintermantel läufst, empfindest Du trotzdem den Wind wie ein Messer in Deiner Brust. Gefühlsmäßig hatte ich es immer so wahrgenommen.

3.      Gastfreundlichkeit. Usbekistan ist ein sehr gastfreundliches Land. „Den Gast respektiere wie deinen Vater“ lautet ein nationales Sprichwort. Wenn Du nach Hause zu jemandem gehst, stellt er alles essbare, was er zu Hause hat, auf den Tisch. Zumindest bekommst Du einen frischen, kräftigen (schwarzen oder grünen, je nach Region) Tee, Süßigkeiten, Wasser und trockene Früchte. Wenn Du zum Abendessen eingeladen wirst, wirst Du dem Namen entsprechend ernährt. Auch auf den Straßen sind die Menschen sehr freundlich; sie lachen viel; grüßen einander, obwohl sie einander nicht kennen; helfen, wenn sie können - wenn nicht, dann finden sie jemanden, der helfen kann. Besonders gegenüber Touristen sind sie sehr nett und grüßen ganz freundlich mit „Hello“. Ich war oft mit Touristen unterwegs und alle von ihnen haben immer gesagt, dass sie von der Freundlichkeit des Volkes begeistert sind.

4.      Essen. Nun, wenn wir schon oben das Essen erwähnt haben, sprechen wir über diesen Punkt ein wenig mehr. Die usbekische Küche und deshalb auch die Bukharaischen Gerichte sind sehr lecker, aber für einen unvorbereiteten Magen auch sehr schwer zu verdauen. Man benutzt sehr viel Pflanzenöl (vor allem Baumwolleöl) und tierisches Öl (Fett von Schafen ist z.B. sehr beliebt). Wenn Du Veganer oder Vegetarier bist, tust Du mir ein wenig leid, weil es sehr schwer ist, etwas zu Essen zu bekommen, was ohne Fleisch und Fett ist. Alle Hauptgerichte (Plow, Manti, Samsa, Schaschlik, Pelmeni, Kebab usw.) bestehen aus Fleisch. Außerdem sind die Gemüse und das Obst, die es zu den Gerichten gibt, auch sehr lecker, sehr schmackhaft!!! Bitte probiere so viel wie möglich, aber versuche vor allem Saisonfrüchte zu essen. Z.B. im Mai würde ich Dir nicht empfehlen Wassermelone zu kaufen oder im September Erdbeeren. Besonders gut sind auch Milchprodukte. Alles ist wirklich gesund, bio und günstig.

5.      Farbenfroh. Blaue Moscheen, braune Lehmwände, bunte Gewürze und Mosaike an den Wänden, die grüne Uniform der Polizei, weiße Autos, unendliche Farben von Adras und Khonatlas auf den Kleidern der Frauen, schwarze lange Haare, viel Glanz und viele – viele Farben. Der Alltag in Bukhara ist sehr bunt, eine dazu immer scheinende Sonne betont die ganze Farbenpracht noch mehr. Die lächelnden Gesichter der Menschen geben diesen Farben einen warmen Unterton. Ich assoziiere Bukhara mit einer alten, aber wunderschönen Frauen, die ein buntes Midi-Kleid, große Goldohrringe trägt und ein schönes Samttuch um ihren Kopf gebunden hat, dabei gestikuliert sie sehr wild und lacht, wenn sie mit jemandem spricht. Wenn ich meine Heimat vermisse, schließe ich die Augen und sehe diese Frau, die zu mir sagt: „Dajonam dukhtaram bas kun uyla kadana, rav korota kun ohi“ (meine liebe Tochter, hör auf so viel zu träumen und geh endlich, mache deine Arbeit).

Nun, das sind meine Erinnerungen, wie ich mein Bukhara sehe und fühle. Falls Ihr noch etwas hinzufügen möchtet, bitte, nur zu. Ich bin gespannt zu lesen, wie es für Euch ist.
Vielen Dank für Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal.


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